Klassik-Enduro in Deutschland
Geschichte
Angefangen hatte alles vor über 30 Jahren auf einer Wiese in Isny-Großholzleuthe, wo 40 Fahrer mit ihren alten Geländemaschinen zum 70. Jubiläum des MSC Isny ihre Runden drehten. Im Laufe der Jahre sind viele Veranstaltungen hinzugekommen (und teilweise auch wieder aus dem Terminkalender verschwunden). Bei den Top-Veranstaltungen wie Isny, Mauer oder Zschopau sind Starterfelder zwischen 250 und 300 Fahrern mittlerweile die Regel. Einige Klassik-Geländefahrten sind mittlerweile sehr anspruchsvoll, aber nie haben die Organisatoren aus dem Auge verloren, dass hier teilweise unwiederbringliches Material an den Start gebracht wurde und auch die älteren Teilnehmer -viele von ihnen Geländesport-Prominenz von einst - es etwas ruhiger angehen lassen wollen. In den letzten Jahren kamen viele neue und vor allen Dingen junge Gesichter hinzu - um den Nachwuchs braucht der Klassik-Sport sich bestimmt keine Sorgen zu machen.
Die schnellen Alten
Wenn man sich in der Szene umhört, scheint es einige Fahrer zu geben, die ganz gerne eine “Zweite Liga” unterhalb der zwischenzeitlich sanft entschlafenen lizenzpflichtigen DMSB-Klassik-Tropäe sehen würden, rein leistungsbezogen, ohne Altersbonus und ohne die manchmal ungeliebten Alten, die teilweise immer noch ganz forsch Gas geben können. Dabei gab es mit der DMSB-Trophäe doch schon eine entsprechende Alternative - und dort hätte man sich über einige zusätzliche Starter bestimmt gefreut.
Spaß am Geländefahren oder Endurosport mit alten Motorrädern?
Zum Klassik-Geländesport gehört auch das, was man beim Fußball die ”dritte Halbzeit” nennt. Obwohl wir alle natürlich noch ein bißchen ehrgeizig sind, sollte der Wettbewerbsgedanke nicht an erster Stelle stehen, sondern die Freundschaft unter gleichgesinnten Sportlern. In Isny wurde 1993 der ”Altersbonus” erfunden, ein Kompensationsfaktor für Alter von Fahrer und Maschinen. Es ist ja kein Geheimnis, dass mit fortschreitendem Alter auch die körperliche Leistungsfähigkeit nachläßt oder dass Motorräder aus den 50er Jahren aufgrund der technischen Gegebenheiten eben nicht so schnell ums Eck fahren können wie Motorräder aus den späten 70ern. Insofern ist der Altersbonus sachlich begründet und alles andere als ungerecht. Nicht ohne Grund sind ja auch beim Deutschen Sportabzeichen die Vorgaben altersmäßig gestaffelt. Trotzdem haben sich einige Sportkameraden die Abschaffung des Altersbonus auf ihre Fahnen geschrieben, nicht selten mit dem entlarvenden Argument, dass man sonst nicht gewinnen könne (was so pauschal einfach nicht richtig ist, denn keiner der ”Alten” gewinnt allein wegen des Altersbonus. Dazu muss man wissen, wie man am Gasgriff dreht und vor allen Dingen noch topfit sein). Vor einigen Jahren hat der MSC Mauer auch im Klassik-Geländesport eine separate Seniorenklasse für Fahrer ab 65 eingeführt, der MSC Ulfenbachtal hat nachgelegt und die Latte für die Seniorenklasse etwas tiefer gehängt. Den Fahrern wird eine Runde erlassen, so wie das schon 1976 in der OMK-Seniorenklasse der Fall war. Das ist in unseren Augen der richtige Weg - Sticheleien gegen die älteren Sportkameraden, die zwar keine Bäume mehr ausreissen, aber immer noch recht beherzt am Gasgriff drehen können, helfen jedenfalls nicht weiter. Das Entscheidende sollte doch sein, dass wir alle noch recht lange unseren geliebten Geländesport mit viel Spaß betreiben können.
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